Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel und fehlerpfleger

Die künstlerisch orientierte Kreativwerkstatt des Bürgerspital Basel gibt es seit 1993. Dort arbeiten derzeit 25 Menschen mit einer geistigen oder psychischen Behinderung auf Grund ihrer künstlerischen Neigungen und Fähigkeiten. Die Ausstrahlung der Werkstatt geht mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus. Werke wurden in Hamburg, Münster, Berlin und Dänemark ausgestellt. Die Neue Zürcher Zeitung widmete der Werkstatt ein dreiseitiges Porträt. 2004 erschien das Buch „Grenzlichter“, in dem die Arbeit dieser Institution ausführlich dokumentiert und gewürdigt wird.

Simone Kurz und Markus Häberlin initiieren  als «fehlerpfleger» seit 10 Jahren Kunstprojekte und kuratieren Anlässe mit der «Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel». «Wir arbeiten nicht therapeutisch, auch wenn es ‚gut tut’ zu malen. Wir arbeiten nicht pädagogisch, die Vermittlung von korrektem Malen und Zeichnen interessiert uns nicht. Was uns fasziniert, sind die Menschen und der einzigartige, ja vielleicht eigenartige Stil des Einzelnen.» Sie sind Partner, Assistenten, Anreger und ‚Fehlerpfleger’, wie ein behindertes Mitglied der Hamburger Band «Station 17» seine betreuenden Musiker-Kollegen einmal nannte.

In den Hotelzimmern und Gängen sind Bilder von rund zwanzig Künstlern und Künstlerinnen der Kreativwerkstatt ausgestellt. Acht Einzelausstellungen in der Weinbar bieten die Chance, das Werk einiger von ihnen näher kennen zu lernen.

Bruno Layer (Vernissage 20.6.2007) ist bei der Arbeit sehr streng mit sich selbst. Was seinem Farb- und Formempfinden nicht entspricht, wird kurzerhand übermalt. Am liebsten malt Bruno Layer Klöster, Kathedralen und verwinkelte Häuser. Sein Stil lässt sich am besten als poetischer Realismus bezeichnen.

Pedro Gonzales (Vernissage 15.8.2007) liebt es, seine Bilder mit farbigen Passepartouts zu umgeben, die oft mit den Bildern zu einer Einheit verschmelzen. Gonzales hat einen pastos fiebrigen Pinselstrich. Figurenpaare verweisen auf eine subtile und spannungsvolle Annäherung an das innere Gegenüber.

Arthur Wagner (Vernissage 12.9.2007) sagt von sich selbst: „Ich bin der Bilderfälscher von Basel-Stadt und mache Arbeiter-Picassos“. Meist kopiert er Bilder von berühmten Malern und schafft Bildvarianten, die oft überzeugender wirken als das Original. Er verändert die Farben, lässt Details weg oder setzt neue Elemente ein. Wachskreiden liegen ihm am meisten. Auf diese Art malt er sich gleichsam in die Kunstgeschichte ein, die er sich mit Liebe und erstaunlichem Durchhaltewillen aneignet.

Walter Schaad (Vernissage 7.11.2007) beeindruckt mit der Einfachheit seiner Bilder. Sie wirken plakativ und in ihrer Art lakonisch. Die Sujets bezieht er aus Büchern, die ihm besonders gefallen: Bücher über Ungarn, über die Normandie oder über das Weltall. Er arbeitet präzise und akkurat. Mit dem Massstab werden die Linien gezogen. Unten rechts versieht er seine Bilder immer mit einer Legende. So dokumentiert er zeichnend die Welt, gewissermassen aus zweiter Hand.

Stephan Zeiter (Vernissage 5.12.2007) greift in seinen Bildkollagen aktuelle gesellschaftliche Themen auf. Sie sind meist eine Kombination von Bild und Text, komplex und auf ihre Art anspruchsvoll. „Erst wenn etwas wächst, entsteht Chaos. Ohne die Chaostheorie wären wir gar nicht hier“, sagt er.

Dorin Raileanu (30.1.2008) stammt aus Rumänien und arbeitet seit 2005 in der Kreativwerkstatt. Seine Skizzen zeigen einen sicheren, klaren Strich. Jede Linie hat einen Anfang und ein Ende, dazwischen ist eine scheinbar leichte Bewegung. Die verwendeten Formen erinnern an feinmechanische Teile, aber auch an Pflanzen.

Markus Buchser (Vernissage 27.2.2008) ist wohl der produktivste Künstler der Werkstatt. Er verbindet auf seinen Bildern An- und Aufsicht, was zu fast abstrakten Gemälden führt, die durch ihre eigenwillige Farb- und Formgebung und ihre Kompaktheit beeindrucken. Was er malt, ist weder realistische Abbildung noch impressionistische Spiegelung. Es ist die Bildwerdung der inneren Wucht, die er beim Betrachten von realen oder fotografisch wiedergegebenen Landschaften empfindet.

Sebastian Kaesers (Vernissage 23.4.2008) Bilder entstehen auf spielerische Weise. Unbekümmert zeichnet Kaeser geometrische Formen aufs Papier und bearbeitet sie danach mit Farbe. Sein Vorgehen hat etwas Eruptives. Vordergründig scheint es, als würden seine Bilder zufällig entstehen. Seine ganze Aufmerksamkeit kann er aber blitzschnell auf die manchmal verblüffenden Bildveränderungen lenken.