Wir wollen vom Kultur-Gastarbeiter in einer Institution zur Vernetzung mit Menschen und Kultur ausserhalb der Behindertenszene führen.

fehlerpfleger
Markus Häberlin (1969)
und Simone Kurz (1965)

Wir arbeiten nicht therapeutisch, auch wenn es "gut tut" zu malen. Wir arbeiten nicht pädagogisch, die Vermittlung von korrektem Malen und Zeichnen interessiert uns nicht. Was uns fasziniert, sind die Menschen und der einzigartige, ja vielleicht eigenartige Stil des Einzelnen. Beratend, fördernd und unterstützend stehen wir zur Verfügung, beschaffen das richtige Material, kreieren eine Atelieratmosphäre, trösten, lachen und kitzeln die ureigenste Schaffenskraft. Wir sind Partner, Assistenten, Anreger und "Fehlerpfleger", wie ein behindertes Mitglied der Hamburger Band "Station 17" seine betreuenden Musiker-Kollegen einmal nannte.
Wir wollen vom Kultur-Gastarbeiter in einer Institution zur Vernetzung mit Menschen und Kultur ausserhalb der Behindertenszene führen. Durch unsere Kontakte und Erfahrungen in der Kulturszene können wir Brücken bauen.

Heute gibt es etliche Initiativen, die die Arbeiten geistig Behinderter erfolgreich aus der Schublade der Hobbykünstler befreien wollen. Da sind beispielsweise die "Schlumper Maler", die gerade ihr Atelier samt eigener Galerie im neu eröffneten Kulturviertel Hamburgs bezogen haben, oder die Schweizer Band "Die Regierung". Das Besondere an diesen Projekten sind die Synergien aus den kreativen Kräften Behinderter und solchen, die die künstlerischen Qualitäten der Arbeiten erkennen und fördern. "Art à deux", so der Terminus, der um die Arbeit des Psychiaters und Sammlers Leo Navratil mit seinen Gugginger Patienten kreiert wurde. Er beschreibt den Vorgang, einen externen Partner hinzuzuschalten, der die Fähigkeit des automonen Künstlers, Abstand zu seinen Arbeiten und dadurch Erkenntnis zu gewinnen, übernimmt. Die Kreativleistung des Künstlers aber bleibt selbstbestimmt, die Besonderheiten oder "Fehler" werden nicht durch Anpassung an gesellschaftliche Normen von "richtig oder falsch" nivelliert.
Obwohl der französische Künstler Jean Dubuffet die Kunst geistig Behinderter in den vierziger Jahren gesellschaftsfähig machte, rumort auch am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts noch immer die Frage in unseren Köpfen, ob denn das nun Kunst sei oder nicht?

Wir glauben: Eine geistige Behinderung erzeugt nicht automatisch geniale Kunst, aber sie verhindert sie auch nicht.
fehlerpfleger, Simone Kurz und Markus Häberlin

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