Grenzen pflegen | Kunstprojekt im Unternehmen Mitte

zum Projekt
Presseberichte
Die Künstler der Kreativwerkstatt des Bürgerspitals laden zu Begegnung und Austausch in ihr Gastatelier und zeigen neuste Werke.
Sie sind Grenzgänger und zwar in mehrfacher Hinsicht, die Künstler der Kreativwerkstatt des Bürgerspitals Basel. Sie wohnen und arbeiten am Rand der Stadt an der Burgfeldergrenze, sozusagen mit einem Bein bereits in Frankreich. Sie haben eine körperliche oder seelisch-geistige Behinderung, und sie malen, töpfern, bauen Installationen oder arbeiten performativ. Unbehelligt, aber nicht unbemerkt.
Die beiden Kunstschaffenden Simone Kurz und Markus Häberlin, die seit Jahren als "fehlerpfleger" mit den Menschen der Kreativwerkstatt zusammenarbeiten, brechen durch ihre Projekte und die damit verbundenen Präsentationen diesen künstlichen Zustand auf. Auch sie sind Grenzgänger und bewegen sich mühelos in diesem Grenzstreifen, in einem Feld, dessen Konventionen jeweils neu definiert werden und wo die sprichwörtliche Mauer auch real spürbar ist. Eine Mauer aber, die von beiden Seiten überwunden wird, da alle gespannt sind, wie es dahinter ausschaut. Das Leben auf der Grenze ist eines, das uns alle betrifft und betroffen macht.

Zukunftsweisendes Potenzial
Mal ehrlich, wir alle definieren doch unseren Lebensort immer nur von der Grenze her, oder weshalb sprechen wir sonst von Umwelt? Grenze und Zentrum können nicht losgelöst voneinander gesehen werden, jeder Mensch muss einen Schritt in die Richtung des andern machen. Die Künstler der Kreativwerkstatt landen deshalb in ihrer selbst gebauten Raumkapsel unter der sicheren Anleitung ihrer beiden Lotsen im Unternehmen Mitte, um uns während drei Wochen auf ihre Grenzreisen mitzunehmen.
Das Projekt ist zweiteilig angelegt. In den ersten beiden Wochen gibts ein öffentliches Atelier, das allen zugänglich ist. Vielleicht wird man dabei entführt in die Welt der vogelnasigen Tonfiguren von Pietro Sassi oder der zielsicher hingeworfenen, mit allerlei Füssen und Armen versehenen Kreise von Franz Klonnek. Vielleicht gibts auch eine Diskussion mit Markus Buchser über die perspektivische Vielschichtigkeit seiner Landschaften, oder man steht einfach mal zehn Minuten stramm mit Markus Held. Mehr sei hier nicht verraten, denn wer weiss schon im Voraus, wie es ausserhalb einer Raumkapsel und jenseits der Grenze ausschaut?
Im zweiten Teil richten Simone Kurz und Markus Häberlin eine Ausstellung der entstandenen Werke ein. Dabei handelt es sich sozusagen um das Konzentrat all dessen, was in der vergangenen Woche oder in den Vorbereitungen dazu erreicht und entwickelt wurde. Die Ausstellung funktioniert zusätzlich als Kommunikationsinstrument. Denn die Synergien aus dem kreativen Schaffen von behinderten Mitmenschen und solchen, die diese Qualität erkennen, fördern und weitergeben, haben zukunftsweisendes Potenzial. Die Arbeit, die hier geleistet wird, verdient grösstmögliche Aufmerksamkeit.
Simon Baur

"fehlerpfleger & friends" im Kuratorium, Unternehmen Mitte
Öffentliches Atelier: Di 2. bis Fr 10.9. (Mo bis Fr 10.00—16.00)
Ausstellung: Fr 12.9., 18.00 (Vernissage) bis Fr 19.9. (Mo bis Fr 12.00—19.00, Sa/So 11.00—17.00)

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