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Wenn Kunst auch heilend ist
BASEL. IM UNTERNEHMEN MITTE WERDEN KUNSTWERKE VON PSYCHISCH KRANKEN AUSGESTELLT
OLIVER ZWAHLEN

Heute eröffnet eine Ausstellung im Kuratorium der Mitte. Anlass ist das 20-jährige Bestehen der Beratungsstelle der Psychosozialen Arbeitsgruppe
Basel. Gezeigt werden Werke von Menschen, die seelische Probleme haben oder hatten.

In die Öffentlichkeit.
Denise Bösch und Dorin Raileanu stellen zusammen mit anderen Kunstschaffenden ihre Werke aus. Foto Roland Schmid

Denise Bösch ist eine zurückhaltende Person. Das sagt sie von sich selber und lächelt dabei etwas schüchtern. Sie ist eine der vierzehn Personen, die in den kommenden Tagen im Kuratorium des Unternehmens Mitte ihre Werke ausstellen können.
Gezeigt wird von ihr eine Skulptur aus Alabaster, die sonst in ihrem Wohnzimmer steht. «Es war für mich ein grosser Schritt, hier in der Öffentlichkeit zu stehen», sagt die 49-jährige Frau. Doch es sei wichtig für sie, sich an die Menschen zu wenden. «Psychische Krankheiten sind in unserer Gesellschaft ein Tabuthema», sagt die Frau, die selber mit Problemen kämpft. «Deswegen ist es wichtig, dass die Leute, die darüber reden und von ihrem schweren Alltag erzählen können, es auch tun.»
Das denkt auch Dorin

Raileanu. Er stellt drei seiner abstrakten Bilder aus. Allerdings möchte er nicht mit seiner Person im Mittelpunkt stehen, sondern mit seinen Werken. «Denn in der Kunst fühle ich mich sicher», sagt der freundliche Mann, der täglich sieben Stunden malt.

JUBILÄUM. Anlass der Ausstellung ist das 20-jährige Bestehen der Beratungsstelle der psychosozialen Arbeitsgruppe. Sie hilft chronisch psychisch Kranken den Alltag zu meistern. «Bei der Arbeit haben wir festgestellt, dass viele unserer Klienten sich künstlerisch betätigen», erzählt die Leiterin der Beratungsstelle, Liliane Cavanne. «Wir fanden es schade, dass die Werke nicht zugänglich sind. Da kam uns das Jubiläum gerade recht.»

Deswegen sind auch nur Werke von Kunstschaffenden ausgestellt, die einmal mit der Beratungsstelle zu tun hatten. Allerdings möchte Markus Häberlin, Co-Kurator der Ausstellung, keinen falschen Eindruck aufkommen lassen: «Bei der Auswahl haben wir uns entschlossen, nur nach künstlerischen Kriterien zu entscheiden», sagt Häberlin. Das sei nicht immer leicht gewesen, da sich die Künstler teilweise in einem psychisch labilen Zustand befänden. Aber man wolle vermeiden, dass die Ausstellung aussehe «wie das Resultat einer Maltherapie».
Allerdings gibt Häberlin zu, dass die Auswahl von Anfang an nicht derart gross gewesen sei. Trotzdem habe man alles Künstler wählen können, die ihr Schaffen sehr ernst nähmen. Dies habe man bei den Haus- und Atelierbesuchen feststellen können.

VIELFÄLTIG. Ausgestellt wird das Schaffen aus verschiedenen Kunstgattungen. Den Ausstellern sei die stilistische Vielfalt wichtig gewesen, erklärt Häberlin. Auch das Alter der Künstlerinnen und Künstler variiere relativ stark. Die jüngste Ausstellerin sei erst 31 Jahre alt, während der älteste Künstler auf das 63. Lebensjahr zugehe.
Für die Ausstellenden könnte die Ausstellung auch einen therapeutischen Erfolg darstellen, glaubt Häberlin. «Es ist uns wichtig zu zeigen, dass auch Leute, die eher am Rande der Gesellschaft leben, mit ihrer Kreativität den künstlerischen Ansprüchen gewachsen sind.»

Hilfe für psychisch Kranke
FÜNF ANGEBOTE. Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Basel Psag wurde 1982 als Verein gegründet. Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern, die unter psychischen Krankheiten leiden. So soll vermieden werden, dass sich die Leidenden in Kliniken behandeln lassen müssen. Zur Zeit offeriert die Psag fünf Angebote: Beratungsstelle, Besuchsdienst, Tageszentrum und Wohnbegleitung und das Arbeitsprojekt Transform. Zum 20-jährigen Bestehen der Beratungsstelle zeigt die Psag Resultate von künstlerischen Prozessen und bietet so einem Teil der Betroffenen eine Plattform für ihre kreativen Tätigkeiten.

Ressorts - Schauplatz
Erschienen am: 12.01.2006
von Oliver Zwahlen
www.baz.ch